Neusorg. (hkö) Mit einem Kirchenzug, Gottesdienst und einer Gedenkfeier am Kriegerdenkmal beging die Gemeinde würdig den Volkstrauertag. Pfarrer Hans Riedl zelebrierte den Gottesdienst, der vom Männergesangverein Neusorg musikalisch umrahmt wurde. Im Anschluss zogen zahlreiche Vereine und Verbände mit Fahnenabordnungen, Gemeinderäten, unter ihnen Ehrenbürger und Altbürgermeister Günther König, zu den Klängen der Blaskapelle Neusorg zum Kriegerdenkmal, um den Vermissten und Gefallenen zu gedenken. Eine Abordnung des 5./ 131 Bataillons aus Weiden bereicherte die Trauerfeier.
Pfarrer Hans Riedl trug ein Gedicht von Werner Bergengruen vor, indem der Dichter von den Machthabern berichtet, wie den Menschen während der beiden Weltkriege nur Lügen „aufgetischt“ wurden. Ehrlichkeit und Nächstenliebe sollten an erster Stelle stehen, machte der Geistliche deutlich.
Bürgermeister Peter König brachte zum Ausdruck, dass es inzwischen immer weniger Augenzeugen gibt, die uns das eigene Erleben, die damaligen Ereignisse vor Augen halten können. Die mittlerweile nachfolgenden Generationen können oft mit den Erzählungen aus vergangenen furchtbaren Zeiten nichts mehr anfangen. Diesem Vergessen steht die Erinnerung gegenüber. Die Erinnerung an junge Menschen, die fortgingen und nicht wiederkamen. Der heutige Tag steht auch dafür, dass die junge Generation aufgrund der verblassenden, leidvollen Geschichte nicht ihre eigenen Erfahrungen damit machen muss. Doch es kann auf einmal sehr schnell gehen.
Bürgermeister Peter König stellte den Volkstrauertag 2017 in der Gemeinde Neusorg als besonderen dar. Ein junger Jagdflieger, aus unserer Heimatgemeinde musste seinen Einsatz mit dem Leben bezahlen. Im Frühjahr dieses Jahres wurde im dänischen Ort Birkelse das Flugzeugwrack einer „Messerschmitt Bf 109“ entdeckt. In einem trockengelegten Moor lokalisierten die Finder den Unglücksort. Die sterblichen Überreste eines Soldaten konnten geborgen werden. Sein Name: Hans Wunderlich, geboren in Neusorg. 72 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges werden wir mit dem Schicksal eines jungen Soldaten konfrontiert. Der Krieg hat einen langen Atem, stellte das Gemeindeoberhaupt fest.
Hans Wunderlich wurde am 22. Juli 1925 als Sohn der Eheleute Johann und Sophie Wunderlich geboren. Von Hans Wunderlich, so der Bürgermeister weiter, gibt er nur ein einziges Foto. Es zeigt ihn auf einem Klassenfoto aus Kindertagen. Hans Wunderlich wurde bereits nach 40 bis 50 Flugstunden, im Alter von 19 Jahren, im Angriffskrieg auf Dänemark im Jahr 1944 in einem Jagdflugzeug eingesetzt. Diesen Einsatz musste er mit seinem jungen Leben bezahlen. Sein Name tauchte erst wieder auf, als das Flugzeugwrack mit seinen sterblichen Überresten und Habseligkeiten im Frühjahr dieses Jahres entdeckt wurde. Auf dem Friedhof von Aalborg hat er nun seine letzte Ruhestätte gefunden.
Unsere Gemeinde mit dem Hauptort Neusorg und den Ortsteilen Schwarzenreuth, Riglasreuth, Weihermühle und Wernersreuth hat an den Volktrauertagen der Vergangenheit an insgesamt 150 gefallene und vermisste Soldaten aus beiden Weltkriegen erinnert. In diesem Jahr ist mit Hans Wunderlich ein weiteres Opfer namentlich hinzugekommen, stellte der Verwaltungschef heraus. Frieden fällt nicht verpackt vom Himmel. Man kann ihn weder kaufen noch gewinnen. Frieden ist ein Geschenk Gottes, mit dem wir behutsam umgehen müssen. Es liegt an uns, friedlich miteinander zu leben. Nutzen wir den Volkstrauertag zum Atemholen und Nachdenken. Stellen wir uns gegen die Gleichgültigkeit. Denn die Gleichgültigkeit ist der Feind des Friedens. Anschließend legte Bürgermeister Peter König im Namen der Gemeinde einen Kranz am Ehrenmal nieder.
Hauptmann Tim Jantzen, vom 5./ 131 Bataillon aus Weiden, stellte fest, dass die Soldaten vor 72 Jahren, für den Frieden erfolgreich gekämpft haben. Der Hauptmann brachte aber zum Ausdruck, dass in dieser Stunde, in der wir an die Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege gedenken, viele Soldaten auf der ganzen Welt für den Frieden im Einsatz sind und ihr Leben kämpfen. Auch an diese Kameraden sollten wir bei dieser Trauerfeier denken. Für alle Gefallenen und Vermissten legte Hauptmann Tim Jantzen einen Kranz am Ehrenmal nieder.
Norbert Schwarz, der Vorsitzende der Soldaten- und Reservistenkameradschaft, dankte den gefallenen und vermissten Soldaten für ihren Einsatz in beiden Weltkriegen. Der Vorsitzende brachte zum Ausdruck, dass die beiden Weltkriege zwar schon lange vorbei sind, aber ihre Schatten reichen bis heute noch. Die Zeit lindert den Schmerz, aber sie heilt nicht alle Wunden. Wir trauern mit allen die Leid tragen und teilen ihren Schmerz. Unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung und Versöhnung unter den Menschen. Tragen wir Verantwortung für den Frieden unter den Menschen zu Hause und in der Welt. Mit dem Fahnengruß und dem Lied vom guten Kameraden legte Vorsitzender Norbert Schwarz einen Kranz am Ehrenmal nieder.