May
19
2011

Neusorg. (hkö) Einen sicherheitspolitischen Vortrag veranstaltete die Gemeinde Neusorg in Zusammenarbeit mit der Soldaten- und Reservistenkameradschaft Neusorg und der IV. Inspektion der Heeresunteroffizierschule Weiden im Hotel Sonnental. Hierzu konnte Neusorgs Vorsitzender Norbert Schwarz als Referendar, Major Roland Pietsch willkommen heißen. Sein weiterer Gruß galt Stabsfeldwebel Herbert Stengl, Stabsfeldwebel Michael Kilger von der HUS Weiden und Bürgermeister Peter König. Enttäuscht zeige sich Norbert Schwarz über den Zuspruch der Besucher und Gemeinderäte.

Major Roland Pietsch ging eingangs auf die Neuausrichtung der Bundeswehr ein. Der Hauptdienstsitz des Ministeriums mit rund 2700 Dienstposten befindet sich auf der Hardthöhe in Bonn. Ein zweiter Dienstsitz mit rund 750 Mitarbeitern im Bendlerblock in Berlin, vor 2008 waren es etwa 500 Mitarbeiter; dann wurde die Zahl erhöht, um in Berlin einen Einsatzführungsstab aufzustellen, berichtete der Major. Den Verteidigungshaushalt 2011 bezifferte Major Roland Pietsch mit 31,55 Milliarden Euro, wovon 57 Prozent die so genannten Fixkosten wie Instandhaltung, Anschaffungen und Entwicklung verschlingen. Ca. 12 Mrd. Euro werden für Personalkosten ausgegeben. Derzeit verfügt die deutsche Bundeswehr über fünf Divisionen und eine Brigade- Deutsch-Französische Brigade. Eine Division besteht üblicherweise aus ca. 10.000 bis 30.000 Soldaten, gab Major Roland Pietsch zu verstehen. Unterstellt sind der Division Kampftruppenbrigaden und selbständige Divisionsbataillone oder -regimenter der Kampfunterstützungstruppen, Unterstützungstruppe und Führungstruppen.
Die Bundesrepublik Deutschland ist am 9. Mai 1955 der NATO beigetreten. Ihre Streitkräfte waren während des Ost-West-Konflikts fest in die Gliederung der NATO eingebunden, stellte der Referendar fest. Nach 1990 ist diese feste Bindung zwischen Teilen der nationalen Streitkräfte der Verbündeten und bestimmten Gliederungselementen der NATO-Kommandostruktur aufgehoben worden. Gleichwohl bleiben die deutschen Streitkräfte in den Streitkräfteplanungsprozeß der NATO eingebunden. Die Anzeige von Kräften an die NATO ist eine Selbstbindung, die NATO kann die Nationen nicht zwingen, bestimmte Kräfte zu unterhalten. Als Beitrag zur NATO Response Force ist die Bundeswehr darauf eingestellt, jederzeit bis zu 10.000 Soldaten in hoher Bereitschaft zu halten. Mit dem Bündnisfall regelt der NATO-Vertrag im Artikel 5 in Verbindung mit Art. 115a GG eine weitere Einsatzmöglichkeit der Bundeswehr. Die Bundeswehr kann auch eingesetzt werden, wenn ein NATO-Bündnispartner angegriffen wird. Der Bündnisfall wurde seit seiner Festlegung erstmals nach dem 11. September 2001 erklärt.
Mit der Entwicklung einer eigenen Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP) hat sich die EU eine eigene militärische Handlungsfähigkeit zugelegt. Entsprechend dem European Headline Goal von 1999 (EHG) sollten die Mitgliedstaaten 60 000 Soldaten für eine europäische Eingreiftruppe bereithalten, die innerhalb von 60 Tagen für ein Jahr zum Einsatz gebracht werden kann. Deutschland hat hierzu bis zu 10.000 Soldaten Im Rahmen der angepassten Headline Goal 2010 beteiligt sich die Bundeswehr mit unterschiedlichen Kräfteansätzen an EU Battlegroups.
Die Bundeswehr verfügt derzeit über 252.000 Soldaten, welche sich in zwei Kategorien eingliedern, brachte Hauptmann Roland Pietsch zum Ausdruck. Als Kategorie eins bezeichnet man die Streitkräfte, hier sind derzeit 105.000 Soldaten eingebunden, während in der Kategorie zwei ca. 147.000 Kameraden als Unterstützungseinheit fungieren. Den Worten von Roland Pietsch zu Folge, befinden sich ca. 8.000 Soldaten weltweit im militärischen Einsatz. Derzeit werde ein Modell erwogen, das von ca. 185.000 Soldatinnen und Soldaten ausgehe - allerdings als Untergrenze, sagte der neue Verteidigungsminister Thomas de Maizière nach einer Anhörung im Verteidigungsausschuss zum Stand der Reform der Bundeswehr. Auch bei einer auf diese Zahl reduzierte Mannschaftsstärke könne die Bundeswehr ihren Bündnisverpflichtungen nachkommen.
Die geplante Verkürzung und Aussetzung der Wehrpflicht streifte Major Roland Pietsch. Der Sprecher begrüßte, dass die Regierung generell an der Wehrpflicht festhält. Er warnte aber zugleich vor einem "Einstieg in den Ausstieg". Wenn künftig in kürzerer Zeit junge Rekruten den Umgang mit der Waffe lernen sollen, dann müsse zudem die Ausbildung neu organisiert werden, mahnte der Hauptmann. "Der Strukturwandel ist zwangsläufig", sagte er. Die Ausbildung sei aufwendiger und werde aller Voraussicht nach mehr Geld kosten.

Bürgermeister Peter König bedankte sich bei Major Roland Pietsch für diesen interessanten Vortrag und brachte zum Ausdruck, dass das Verhältnis zwischen der IV. Inspektion der Heeresunteroffiziersschule und Gemeinde Neusorg sehr harmonisch und freundschaftlich sei. Viele Veranstaltungen, so der Rathauschef weiter, wurden gemeinsam abgehalten und seien auch in Planung. Leider müssen wir diesen Abend mit ein wenig Wehmut zu betrachten, bedauerte das Gemeindoberhaupt. Es gilt heute Abschied zu nehmen, von zwei verdienten Soldaten, die sich für unsere Patenschaft mit der IV. Inspektion der Heeresunteroffiziersschule Weiden verdient gemacht haben. Major Roland Pietsch wird seine militärische Karriere in Köln weiterführen und Stabsfeldwebel Herbert Stengl wird sich der Herausforderung des Ruhestandes stellen. Mit Major Pietsch verbindet uns die Zusammenarbeit seit dem Jahre 2008 in freundschaftlicher Weise. Stabsfeldwebel Herbert Stengl unterstützte unsere Patenschaft seit mehr als fünf Jahre, stellte der Bürgermeister fest. Für diese hervorragende Arbeit überreichte der Rathauschef an die beiden Soldaten die Porzellanplakette der Gemeinde Neusorg. Aus den Händen von Bürgermeister Peter König und dritten Bürgermeister Karl Lenhard durften Major Roland Pietsch und Stabsfeldwebel Herbert Stengl die Urkunde und die Plakette entgegen nehmen. Den Glückwünschen schloss sich der Vorsitzende der Soldaten- und Reservistenkameradschaft Neusorg, Norbert Schwarz an.

Roland Pietsch und Herbert Stengl bedankten sich für die Auszeichnung und brachten zum Ausdruck, dass diese Patenschaft etwas Besonderes ist und beide diese Zeit sehr genossen haben. Herbert Stengl stellte auch seinen Nachfolger Stabsfeldwebel Michael Kilger vor und legte ihn dieses freundschaftliche Verhältnis mit der Gemeinde Neusorg ans Herz.

Bild: von links: Major Roland Pietsch, 3. Bgm. Karl Lenhard, Bürgermeister Peter König, Stabsfeldwebel Herbert Stengl, Stabsfeldwebel Michael Kilger und Vorsitzender Norbert Schwarz.


 

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